Laupheim und der Bauernkrieg
Knapp 500 Jahre lang gehörte Laupheim zu Österreich. Eine der ersten Familien, die Österreich mit Laupheim belehnte, war das Adelsgeschlecht der Ellerbacher. Dieses Adelsgeschlecht gehörte der Reichsritterschaft an und durfte Märkte abhalten …
Bauern, Handwerker und Händler machten sich teilweise aus weiter Entfernung auf den Weg nach Laupheim. Ein Umstand, der die Bedeutung Laupheims immens hob und auch dazu führte, dass die Bevölkerungsanzahl stieg. Das eigentliche Interesse der Ellerbacher an dieser Stelle war allerdings, ihre Einnahmen zu steigern. Denn mehr Einwohner … bedeutete auch höhere Abgaben an die Ortsherren.
Schon bald wurden so die krassen Unterschiede zwischen arm und reich und zwischen … Grundherrn und Leibeigenen erkennbar, und das nicht nur in Laupheim, sondern im gesamten süddeutschen Raum. Das führte dazu, dass die Bevölkerung, welche zumeist aus Bauern bestand, an großer wirtschaftlicher Not litt und sich schon bald ein Groll …entwickelte.
Während es in Ochsenhausen 1502 gelang, in einem Schiedsspruch die Unzufriedenheit abzufangen, gärte in den benachbarten Gebieten die revolutionäre Stimmung weiter. So gab es zu Beginn der zwanziger Jahre immer wieder Unruhen beim Einzug der Abgaben, so auch in Laupheim und Baustetten … Mit ihren Bestrebungen, die neuen Belastungen abzuschütteln oder zu vermindern, scharrten sich die Bauern schon bald um Ulrich Schmid von Sulmingen … den die Bauern um Baltringen Anfang 1525 zum Führer ihres Haufens bestimmten. Unter dem Einfluss des neugläubigen Memminger Predigers Christoph Schappeler … nahm der Baltringer Haufen bald reformatorisches Gedankengut auf und berief sich jetzt auf das Wort Gottes … als Richtschnur für die Regelung der sozialen Verhältnisse und die Durchführung einer neuen politischen Ordnung.
Mit diesen Forderungen rüttelte man allerdings heftig an der damaligen Gesellschaftsform. Der Herr von Laupheim, Burkhard Hans von Ellerbach … war Mitglied des Rates des Schwäbischen Bundes, einer Gemeinschaft schwäbischer Adliger, die sich dem Schutz der bestehenden Ordnung verschrieben hatte und als Reaktion auf die Forderungen des Baltringer Haufens mit … Landsknechten und Reitern gegen die Bevölkerung vorrückten, anstatt mit ihnen zu verhandeln.
Bei diesen „Bauernkriegen“ wurden die Schlösser in Schemmerberg, Untersulmetingen und Laupheim niedergebrannt, auch die Laupheimer Kapelle wurde damals zerstört.
Die Gruppe aufgebrachter Bauern konnte jedoch wenig gegen eine Armee von Landsknechten und Reitern ausrichten und so wurden die aufständischen Bauern gejagt und getötet … Genauso erging es auch allen Mitgliedern und Anhängern des „Baltringer Haufens“. Bei der Niederlage gegen den Gutsherrn von Laupheim am 4. April 1525 verloren etwa 200 erwachsene Männer ihr Leben. Laupheim hatte zu dieser Zeit zwischen 950 und 1000 Einwohner, somit verloren etwa ein Drittel der damals männlichen Erwachsenen … ihr Leben und knapp die Hälfte der Familien ihren Ernährer.
Die siegreichen Grundherren bestanden … auf eine Wiedergutmachung des Schadens, und so mussten die Überlebenden mit noch härteren Frondiensten und hohen Steuerabgaben die zerstörte Burg wieder aufbauen.
Die Familie Ellerbach brachte danach allerdings keine männlichen Nachkommen mehr hervor, und die Familie starb im Jahre 1570 aus. So stand Laupheim nun ohne einen Ortsherrn da. Österreich belehnte deswegen wenig später eine neue Familie mit Laupheim: das Adelsgeschlecht der Familie Welden. Eine Familie, die Laupheim über viele Jahre stark prägte und deren Familienwappen noch heute Teil des Laupheimer Ortswappens ist.
Gerd Winkler